Cyborgs

Techniken und Körper

Was sind die Menschen? Die allgemeinste Antwort auf diese Frage ist, dass sie hypersoziale Säugetiere sind, die Symbole verwenden und die Vergänglichkeit kennen. Sie sind „autopoietische“ Phänomene, was bedeutet, dass sie die sowohl Produkt als auch Produzent ihrer selbst sind. Die offensichtlichste Funktion dieser wimmelnde Ansammlungen von kleinen und großen Maschinen ist die Reproduktion.

Werden die Menschen auf ihre Körper und deren Funktionen reduziert, geraten die weiten Interaktionsfelder, die uns ausmachen, jedoch schnell aus dem Blick. Ein einzelner Körper verrät wenig über das Leben. Das In-der-Welt-Sein ist nur im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen und den technischen Beziehungen der Menschen verständlich. Feuer, Elektrizität, Werkzeug, Kleidung und Wohnung formen ihre Benutzer. Dass sich Techniken und Körper gegenseitig produzieren, versucht Marshall McLuhan zu verdeutlichen, wenn er schreibt: „Ein Indianer ist der Servomechanismus seines Kanus, wie der Cowboy der seines Pferdes oder der Beamte der seiner Uhr ist.“

Einfache Werkzeuge wie Stöcke und Steine werden von zahlreichen Spezies benutzt, doch nur die Menschen haben die Beschleunigung und Verlängerung des Körpers immer weiter ausgebaut. Viele Tierarten nutzen Schutzbauten, aber nur eine Art hat die Verhärtung des Körpers durch Kleidung, Panzer und Bunker so konsequent ausgelagert. Die meisten Tiere können ohne Ausrüstung und Infrastruktur überleben, die Menschen können es längst nicht mehr. Sie sind immer schon an ihre sich stets wandelnden Techniken gekoppelt und von Natur aus wunschgetriebene Cyborgs.

Literatur

Haraway, Donna 1985. Manifesto for Cyborgs: Science, Technology, and Socialist Feminism in the 1980’s. Socialist Review 80.

Malabou, Catherine 2003. Was tun mit unserem Gehirn? Berlin: diaphanes.

Texte