Archiv der Kategorie: Lebewesen

Angreifen

„Nichts fürchtet der Mensch mehr als die Berührung durch Unbekanntes. Man will sehen, was nach einem greift, man will es erkennen oder zumindest einreihen können. Überall weicht der Mensch der Berührung durch Fremdes aus. Nachts oder im Dunkel überhaupt kann der Schrecken über eine unerwartete Berührung sich ins Panische steigern. Nicht einmal die Kleider gewähren einem Sicherheit genug; wie leicht sind sie zu zerreißen, wie leicht ist es, bis zum nackten, glatten, wehrlosen Fleisch des Angegriffenen durchzudringen. Alle Abstände, die die Menschen um sich geschaffen haben, sind von dieser Berührungsfurcht diktiert.“

Elias Canetti 1960, Masse und Macht

Therapeutische Regenbogenpresse

Auf der Website philosophersmail.com wird die Aufgabe der Philosophie so definiert:

To help us to live and die

Mit diesem therapeutischen Anspruch wird auf unterhaltsame Weise europäische Geistesgeschichte mit den großen Bildern und Prominentengeschichten der Regenbogenpresse kombiniert.  Die Seite wird von der „School of Life“ betrieben – Geisteswissenschaftler verschiedener Disziplinen, die sich der gewerblichen Lebensberatung widmen.

Hufeisen

„In der Nähe unseres Ferienhauses in Tisvilde wohnt ein Mann, der hat über der Eingangstür seines Hauses ein Hufeisen angebracht, das nach einem alten Volksglauben Glück bringen soll. Als ein Bekannter ihn fragte: ‹Aber bist du denn so abergläubisch? Glaubst du wirklich, dass das Hufeisen dir Glück bringt?›, antwortete er: ‹Natürlich nicht; aber man sagt doch, dass es auch dann hilft, wenn man nicht daran glaubt.“

Werner Heisenberg via Nils Bohr

Glückliche Kritiker

„Das Vertrauen zum Leben ist dahin: das Leben selbst wurde zum Problem. — Möge man ja nicht glauben, dass Einer damit nothwendig zum Düsterling geworden sei! Selbst die Liebe zum Leben ist noch möglich, — nur liebt man anders. Es ist die Liebe zu einem Weibe, das uns Zweifel macht… Der Reiz alles Problematischen, die Freude am X ist aber bei solchen geistigeren, vergeistigteren Menschen zu gross, als dass diese Freude nicht immer wieder wie eine helle Gluth über alle Noth des Problematischen, über alle Gefahr der Unsicherheit, selbst über die Eifersucht des Liebenden zusammenschlüge. Wir kennen ein neues Glück…“

Friedrich Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft

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