Sprache und Geld haben viele Gemeinsamkeiten. Sie ähneln sich beispielsweise darin, dass fast alle Menschen sowohl Sprache als auch Geld problemlos verwenden können, obwohl niemand die zugrunde liegenden Mechanismen so richtig versteht.
Sprache und Geld ähneln sich auch darin, dass sie außerhalb der sozialen Situation keine Bedeutung oder Wert haben. Für einen Außenstehenden sind es einfach nur Töne oder Gekritzel im Fall von Sprache. Beim Geld sind es Zettel, Metallstücke oder Zahlen auf einem Bildschirm.
Sprache und Geld erhalten Bedeutung und Wert durch ihre Verwendung innerhalb des sozialen Rahmens. Dass ein Wort eine bestimmte Bedeutung hat, beruht auf zufälliger Geschichte. Ihre Verbindung beruht auf ihrer Verwendung und im Lauf der Zeit kann sich die Bedeutung eines Wortes ändern. Ähnlich verhält es sich bei Geld und Wert. Der Wert eines Euro bemisst sich danach, was ich dafür kaufen kann. Auch das ändert sich ständig und ist von der Situation abhängig.
Sprache und Geld werden zum Fetisch, wenn man sie für unveränderliche Dinge hält, die außerhalb sozialer Handlungen ein fest umrissene Wirklichkeit besitzen. Die Bedeutung von Worten scheint für immer und überall im Lexikon festgelegt zu sein, anhand der dann der richtige oder falsche Gebrauch für jede denkbare Situation beurteilt werden kann. Doch Sprache ist lebendige Praxis, voller Zweideutigkeiten und ständigen Wandlungen unterworfen. Genauso ist der Wert eines Euro und was ich dafür bekomme nicht immer und überall gleich. Was ich mit einem Euro machen kann, hängt davon ab, wer ich bin, wo ich bin und in welcher Form er mir vorliegt.
Weder Sprache noch Geld sind für alle immer und überall gleich. David Boyle schreibt, dass dies die große Ungerechtigkeit im Herzen des Geldsystems ist. Für manche Menschen ist Geld flexibel und unsichtbar, für andere ist es furchtbar konkret. Einige Menschen können die Regeln verschieben und in ihrem Sinne nutzen, andere sterben an ihnen.