Mary Douglas schreibt, dass Geld nur ein extremes und spezialisiertes Ritual sei. Was meint sie damit? Der Begriff Ritual ist vermutlich ebenso umstritten wie der Begriff Geld und zu beiden gibt es Berge von Literatur. Im Zusammenhang mit ihrem Text, dem Klassiker „Reinheit und Gefährdung“ meint sie damit wohl in erster Linie: Ein Ritual ist eine Handlung, mit der sich die Menschen die zweideutige und unberechenbare Wirklichkeit symbolisch sortieren. Mit Hilfe von Geld wird aus dem Chaos eine übersichtliche Alltagswirklichkeit geschaffen, in der soziale Verhältnisse geordnet und damit absehbar werden.
Warum ist es ein extremes und spezialisiertes Ritual? Darauf geht sie nicht näher ein, vermutlich weil es ohne übernatürliche Wesen und mit einem minimalen gemeinsamen kulturellen Bedeutungshorizont der Beteiligten auskommt. Es braucht nur die Währung, die Zahl und eine Zahlungsmethode. Dieser hat 243, jener 10.894, der andere schuldet 785. Im Geldritual werden soziale Beziehungen in mathematische Operationen verwandelt. Das ist schon ziemlich extrem und spezialisiert.