Ein Interview mit dem Soziologen Andreas Reckwitz über seine Beschreibung der sozialen Verhältnisse in Deutschland. Ich finde seine Analyse gelungen, obwohl ich denke, dass der Begriff der „Klasse“ eine sehr lange Geschichte hat und nicht glücklich gewählt ist. Wird von Klassen gesprochen, sollte auch ein Klassenbewusstsein und ein Konflikt zwischen den Klassen eine Rolle spielen. Der zentrale Konflikt des von Reckwitz gezeichneten Porträts findet jedoch zwischen „neuer“ und „alter“ Mittelklasse statt.
Was mir bei seiner Kategorisierung ebenfalls fehlt, ist die Einbettung der gesellschaftlichen Verhältnisse hierzulande in ein größeres Weltsystem der Arbeitsteilung – es wird immer noch auf Feldern und Fabriken gearbeitet, nur eben anderswo oder von Menschen, die dieses Bild nicht berücksichtigt. So fehlen die Notwendigkeiten, ohne die die bestehenden Verhältnisse gar nicht möglich wären.