Zeithorizonte

Perception gives us an ability to probe distance and gain the time needed for intelligent reactions to ongoing events. Perception applies only to the immediate future, generally less than one second ahead in time. Its time frame is one of anticipation, while in conceptual events the present is read from the past in order to enable prediction and planning of the future. This difference in time frames supports a distinction between percept, and conscious conceptual activity.

Peter Harries-Jones, Upside-Down Gods. Gregory Bateson’s World of Difference.

Mich faszinieren die verschiedenen Zeithorizonte, in die sich der psychische Apparat mehr oder weniger scharf einteilen lässt. Wenn es um Wahrnehmung geht, sollte man sich jedoch nicht zu sehr in der Entweder/Oder-Falle der Frage „Nehmen wir die Welt passiv wahr oder greifen wir aktiv in sie hinein?“ winden, denn natürlich ist beides der Fall und je nach Anlass der eine oder der andere Aspekt mehr oder weniger ausgeprägt. Nichtsdestotrotz erscheint mir das obige Zitat die passive Seite etwas überzubetonen, denn auch die kurzfristigste Wahrnehmung ist ein gewachsener Prozess und von Gelerntem und Gewohntem geformt. Möglicherweise gibt die Arbeit von Jonardon Ganeri dazu mehr Aufschluss.

Unendlich viel komplizierter wird es mit der Wahrnehmung, wenn noch die Interaktion mit verschiedenen Zeithorizonten hinzugerechnet wird. Trifft die These von Rainald Goetz zur Erinnerungsfähigkeit interaktiver Systeme zu, müssen die Rangverhältnisse wirklich im Takt weniger Minuten auf irgendeiner Ebene bestätigt werden? Orientiert man sich an Primatologen wie Sapolsky oder de Waal, scheint das tatsächlich der Fall zu sein. Aber auf die konkreten Zeitfenster habe ich in meinen alltäglichen Beobachtungen noch nicht geachtet.